Zum gewaltsamen Angriff auf Kinder, Jugendliche und Sozialarbeiter in einem Chemnitzer Jugendclub äußert sich Gjulner Sejdi, Vorsitzender des Verbands der Roma und Sinti in Sachsen, wie folgt:
„Wir sind entsetzt über die Vorfälle in Chemnitz. Es macht uns vor allem betroffen, dass der Vorfall, der bereits am 9. Juni geschah, erst jetzt öffentlich wird. Wir deuten diesen Angriff als menschenfeindlich und antiromaistisch (antiziganistisch). Einen rassistischen Hintergrund jetzt schon auszuschließen ist falsch und verkennt das Problem. Wir erwarten von der Polizei Chemnitz und vom sächsischen Innenministerium eine lückenlose Aufklärung, die alle Gesichtspunkte in Betracht zieht und keine voreiligen Schlüsse zieht. Dem verletzten Sozialarbeiter wünschen wir alles Gute und schnellste Genesung.
Roma und Sinti sind leider immer wieder von Diskriminierung und Rassismus betroffen. Allein im vergangenen Jahr wurden bei MIA Sachsen – der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus – 56 Fälle aufgenommen. Die Dunkelziffer ist jedoch wesentlich höher. Oft werden rassistische Angriffe und Vorfälle gegen Roma und Sinti nicht als solche wahrgenommen, relativiert, heruntergespielt. Viele Betroffene trauen sich nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, aus Angst vor weiteren Diskriminierungen. Wir müssen dem endlich ein Ende setzen! Dazu ist polizeiliche Aufklärung wichtig, mindestens genauso wichtig ist jedoch die Präventions- und Sensibilisierungsarbeit.“
Die sächsische Melde- und Informationsstelle Antiziganismus – MIA Sachsen hat im April 2022 ihre Arbeit aufgenommen und sammelt seitdem rassistische Vorfälle gegen Roma und Sinti. Sollten Sie einen Vorfall beobachten oder davon erfahren, können Sie sich hier melden: