Diskriminierung der Roma und Sinti
Erste sächsische Meldestelle für Antiziganismus wird in Leipzig eröffnet
Ob im Fußballstadion, in der Schule, in der Kunst oder im Alltag – Roma und Sinti sind in Deutschland noch immer Herabwürdigungen und Beleidigungen ausgesetzt. In Leipzig hat die erste sächsische Melde- und Informationsstelle für Antiziganismus ihren Betrieb aufgenommen.
11.04.2022, 13:03 Uhr
Leipzig. Roma und Sinti erleben in Deutschland seit Jahrhunderten Diskriminierungen. Erst kürzlich gaben Zweidrittel der 600 Befragten der RomnoKher-Studie 2021 an, sie fühlten sich in der Bundesrepublik allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu den Minderheiten oftmals diskriminiert. Sie berichteten unter anderem von Vorbehalten und Zurückweisungen im Schulalltag ihrer Kinder. Im vergangenen Bericht des Bundeskriminalamtes waren für 2020 auch 128 Straftaten mit politischen Hintergrund registriert, die Roma und Sinti zum Ziel hatten – ein Plus von 64 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Pünktlich zum Internationalen Tages der Roma startete am Freitag in Leipzig ein Monitoring, das sich ausschließlich mit Diskriminierungen in Sachsen beschäftigen soll. Dazu wurde beim Romano Sumnal e.V. im Stadtteil Grünau die erste sächsische Melde- und Informationsstelle für Antiziganismus (MIA) eingerichtet. Ziel des Anlaufpunktes sei es, ein verlässliches Bild des Rassismus gegenüber gegenüber den Minderheiten im Freistaat zu erhalten.
Die gesammelten Daten sollen in eine bundesweite Datenbank eingespeist werden, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Koordiniert werde das Projekt vom Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma mit finanzieller Unterstützung durch das Bundesinnenministerium von Nancy Faeser (SPD).
Diskriminierung im Alltag, in der Kunst und im Fußballstadion
Im sächsischen Alltag komme es immer wieder zu Vorfällen, berichtet der Leipziger Verein. Als aktuelles Beispiel wird die Ablehnung der Dresdner Jazztage genannt, in ihrem Programm auf eine Fremdbezeichnung der Minderheiten zu verzichten, obwohl diese von vielen Betroffenen diskriminierend empfunden werde.
Auch der Widerstand in Teilen der sächsischen Bevölkerung gegen die Umbenennung einiger Kunstwerke der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, welche die Fremdbezeichnung im Titel trugen oder die häufigen antiziganistischen Fangesänge in sächsischen Fußballstadien seien Belege für sächsischen Antiziganismus.
Auch subtile Diskriminierung möglich
Darüber hinaus äußere sich die ablehnende Haltung gegenüber Roma und Sinti auch subtiler, etwa durch verdachtsunabhängige Polizeikontrollen, durch erschwerten Zugang zu staatlichen Leistungen oder durch Benachteiligung im Bildungswesen. „Als Verband der sächsischen Roma und Sinti kämpfen wir seit Jahren gegen den Rassismus, der uns und unseren Menschen entgegen gebracht wird“, so Gjulner Sejdi, Vorsitzender des Leipziger Romano Sumnal e.V.
Die neue Meldestelle im Stadtteil Grünau ruft Betroffene dazu auf, erlebte Diskriminierungen mit den Mitarbeitenden zu teilen. Auch Menschen, die Zeugen solcher Vorfälle werden, sollten Kontakt aufnehmen. Der Verein biete unter auch Beratungen an. Das Büro ist in Ludwigsburger Str. 14 zu erreichen. Meldungen können aber auch telefonisch (0341/24785244 und 01577/2116125) sowie per E-Mail (meldestelle@romano-sumnal.com) übermittelt werden.
Von Matthias Puppe